Zwischenfrüchte wirken sich positiv auf den Humusaufbau und die Verfügbarkeit von Nährstoffen im System Boden-Pflanze aus, dienen zum Schutz vor Erosion und helfen bei der Unterdrückung von Beikräutern. Als eines der elf Forschungsverbünde, die im Rahmen der BonaRes Förderinitiative seit 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden, beschäftigt sich CATCHY mit dem Einsatz von Zwischenfrüchten als landwirtschaftliche Maßnahme zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit und Ertragssicherheit. Das Hauptziel von CATCHY ist die Untersuchung der Auswirkungen von Zwischenfrüchten in der Fruchtfolge mit besonderem Augenmerk auf die Bodenstruktur, den Wasserhaushalt, den Nährstoffkreislauf, Ertragsparameter und das Mikrobiom. Die Dauer der Förderung über insgesamt neun Jahre ermöglichte die Anlage und Analyse von mehrjährigen Feldversuchen. Einer dieser Langzeitversuche wurde am Standort der Deutschen Saatveredelung AG (DSV) in Asendorf angelegt und konnte zur Abschlussveranstaltung am 21. September 2023 und dem darauffolgenden Innovationsfeldtag besichtigt werden.
CLOSING EVENT
Zum Closing Event versammelte sich die wissenschaftliche Community, um sich über die Ergebnisse von neun Jahren CATCHY-Forschung zu informieren und auszutauschen. „Mit einem weinenden und einem lachenden Auge“ wurde die Veranstaltung von Dr. Ulf Feuerstein, dem Geschäftsführer der Saatzuchtstation Hof Steimke – Asendorf eröffnet. Sowohl Herr Feuerstein als auch die Koordinatorin der BonaRes Förderinitiative Dr. Ute Wollschläger stellten in ihren Grußworten die Besonderheit der transdisziplinären Arbeit, deren anfängliche Hürden z.B. in der Findung einer gemeinsamen Sprache und den letztendlich großen fachlichen Mehrgewinn dar. Durch das Zusammenbringen unterschiedlicher Perspektiven aus Landwirtschaft, Naturwissenschaft und Ökonomie war es möglich, die detaillierten Zusammenhänge von sehr kleinskaligen Prozessen im System Boden-Pflanze über bodenkundliche und pflanzenbauliche Aspekte bis hin zur Wirtschaftlichkeit des Einsatzes verschiedener Zwischenfrüchte und Zwischenfruchtmischungen zu erforschen. Prof. Barbara Reinhold-Hurek, Projektkoordinatorin CATCHY an der Universität Bremen, betonte in ihrem Grußwort die wichtige Rolle von Langzeitexperimenten, wie auf dem Innovationsfeld in Asendorf, zur Entwicklung von komplexem Prozessverständnis.
Nach einer kurzen Vorstellung der BonaRes Förderinitiative mit einem Überblick über die vielfältigen Projekte folgte die Präsentation und Diskussion der CATCHY Forschungsergebnisse aus verschiedenen Blickwinkeln durch die beteiligten Projektpartner:innen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, dem Leibnitz Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK), der Leibnitz Universität Hannover, der Universität Bremen und der Deutschen Saatveredelung AG. Ein Ergebnis der bodenkundlichen Betrachtung der Auswirkung von Zwischenfrüchten ist die große Bedeutung der Zusammensetzung dieser. Je nach Pflanzenfamilie und Mischung sind die Auswirkungen sowohl auf die biologische Vielfalt im Boden, die Nährstoffverfügbarkeit, den langfristigen Düngeeffekt bis hin zum Ablauf von Zersetzungsprozessen sehr unterschiedlich und daher auf den Standort spezifisch abzustimmen, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Auch die sozioökonomische Betrachtung des Zwischenfruchtanbaus zeigt sowohl im Hinblick auf die Einsparung von CO2, als auch in der Betrachtung der Kalkulation von Kosten und Nutzen klare Vorteile für landwirtschaftliche Betriebe auf.
In einem kurzen Exkurs zum BonaRes-Projekt ORDIAmur wurde gezeigt, dass Tagetes als Zwischenfrucht das Phänomen der sogenannten Nachbaukrankheit von Apfelbäumen mindern kann. Ein weiteres Anwendungsbeispiel von der Universität Gießen zeigte im Hinblick auf die Immobilisierung von Stickstoff durch den Anbau von Zwischenfrüchten vor der Kultivierung von Kartoffeln gute Ergebnisse.
Abgerundet wurde der Nachmittag durch eine Podiumsdiskussion zur Weiterentwicklung des Zwischenfruchtanbaus. Das Podium bildeten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CATCHY Forschungsprojektes Norman Gentsch, Bernhard Bauer, Matthias Westerschulte, Peter Breunig, Barbara Reinhold-Hurek und Diana Heuermann. Sie gaben einen Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen und beantworteten Fragen aus dem Publikum. So gilt es zum Beispiel, zukünftig die Rolle der Pilze im Zwischenfruchtanbau noch besser zu erforschen, um die Interaktion der verschiedenen Arten und deren Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Böden einschätzen zu können. Es wurden außerdem Zukunftszenarien diskutiert, in denen Zwischenfrüchte möglicherweise den durch den Klimawandel bedingten Stress auf unsere landwirtschaftlichen Böden abmildern können. Eine große Rolle für die flächendeckende Anwendbarkeit und den Erfolg von Zwischenfrüchten liegt nicht zuletzt auch an richtungsweisenden Förderungen landwirtschaftlicher Betriebe, weg von der Förderung einzelner Maßnahmen, hin zu einer Förderung von messbaren nachhaltigen Veränderungen. Zum Ende der Veranstaltung waren sich sowohl die Podiumsgäste als auch die Wissenschaftler:innen im Publikum einig, dass das über die letzten neun Jahre gewachsene interdisziplinäre BonaRes-Netzwerk auch über das Ende der Forschungsinitiative im Jahr 2025 hinaus weiter bestehen soll, um gemeinsam an komplexen Fragestellungen, wie dem Zwischenfruchtanbau als einer Möglichkeit hin zu einer nachhaltigeren Landnutzung, zu arbeiten.
DSV INNOVATIONSFELDTAG BIODIVERSITÄT
Am 22. September öffnete die DSV ihre Tore auch für interessierte Praktiker:innen. Eingeladen waren Vertreter:innen aus der Landwirtschaft zu einem Innovationstag, mit dem Ziel der Darstellung wissenschaftlicher Ergebnisse für die landwirtschaftliche Praxis.
In dem gut gefüllten Forumszelt stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Ihre Ergebnisse mit dem Fokus auf die Anwendbarkeit in landwirtschaftlichen Betrieben vor und standen für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Matthias Westerschulte von der Deutschen Saatveredelung AG fasste zusammen, was die Ergebnisse des CATCHY Forschungsprojektes für den praktischen Ackerbau bedeutet. Diese Zusammenfassung wird in Kürze unter folgendem LINK zu finden sein.
Rund um die Saatzuchtstation Asendorf konnten auf den Innovationsfeldern das breite Sortenportfolio, innovative Anbaukonzepte und Besonderheiten der DSV-Züchtung begutachtet werden. Auf dem Feld fand außerdem eine anschauliche Ergebnispräsentation des Fruchtfolgeprojektes CATCHY auf den Versuchsparzellen durch Wissenschaftler:innen und Mitarbeiter:innen mit geführten Touren auf dem Innovationsfeld und der Vorstellung weiterer Forschungsprojekte statt.